Gaming-Branche: Lootboxen im Fokus von Glücksspielregulierungen

Die Gaming-Branche befindet sich inmitten eines wirtschaftlichen Umbruchs. Während physische Spielverkäufe an Boden verlieren, wird der Markt für virtuelle Güter und Zusatzinhalte immer wertvoller. Besonders Lootboxen und Booster-Packs geraten dabei ins Visier von Regulierungsbehörden. Doch inwiefern unterscheiden sie sich von klassischem Online-Glücksspiel und wie sieht die Rechtslage in Deutschland und der EU aus? Diese und weitere Fragen beantworten wir hier.


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Was sind Lootboxen?

Lootboxen sind virtuelle “Wundertüten”, die unterschiedliche In-Game-Items enthalten können. Spieler wissen nicht, welchen Gegenstand sie erhalten, bis sie die Box öffnen. Diese Mechanik erzeugt einen Reiz, da die Möglichkeit besteht, seltene und wertvolle Gegenstände zu erwerben. Ähnlich verhält es sich auch mit Booster-Packs und anderen Arten von Truhen oder Boxen, die einen nicht genau spezifizierten Inhalt haben. Dadurch unterscheiden sie sich von Mikrotransaktionen und dem Kauf von Skins oder anderen Ingame-Inhalten.

Prominente Spiele wie Counter-Strike: Global Offensive und FIFA 23 nutzen solche Systeme. Die Mechanismen, mit denen sie die Spieler zum Kauf verleiten, ähneln oft jenen von Glücksspielautomaten: visuelle und akustische Anreize, verlangsamter Spielfortschritt und undurchsichtige Ingame-Währungen – und das alles auf einem unregulierten Markt.

Klassisches Online-Glücksspiel vs. Lootboxen

Sowohl Lootboxen als auch Guthaben auf regulären Glücksspielseiten können mit verschiedenen Zahlungsmethoden wie PayPal, Zimpler, Kreditkarten und Co. gekauft werden. Es gibt jedoch einen großen Unterschied, was zum Beispiel Online-Casinos mit Zimpler bieten, im Gegensatz zu dem, was Lootboxen bieten, die man für einen festen Betrag in einem Spiel gekauft hat.

In einem Casino kauft man mit einem festen Betrag Spielguthaben ein. Dieses wird dann genutzt, um Einsätze bei Spielen zu erbringen, die eine feste Gewinnchance und Auszahlungsquote haben. Dafür sorgen regulierte und lizenzierte Zufallsgeneratoren (RNGs). Das Spiel bleibt also fair und Guthaben, das man gewinnt, kann einfach wieder auf die entsprechende Zahlungsmethode ausgezahlt werden.

Bei Lootboxen verhält es sich gänzlich anders. Was genau man mit einer Lootbox kauft, ist unbekannt. Auch die Zufallsmechanismen dahinter sind teilweise unklar. Spieler kaufen also einen Spielinhalt, wissen aber nicht genau, welchen Inhalt sie kaufen. Eine Regulierungsbehörde dahinter gibt es nicht. Zudem ist es häufig nur über Umwege möglich, die gewonnenen Items wieder in Geld umzuwandeln. Ein weiterer großer Unterschied ist, dass Lootboxen auch von Kindern gekauft werden können, während reguläres Glücksspiel nicht nur stark reguliert, sondern auch ausschließlich Erwachsenen vorbehalten ist.

Regulierung in der EU und Deutschland

Während einige EU-Länder Lootboxen als illegales Glücksspiel betrachten und regulieren, sind andere zurückhaltender. Die Niederlande und Österreich haben beispielsweise Lootboxen in bestimmten Spielen als illegales Glücksspiel eingestuft. In Deutschland wird die Thematik bisher primär unter Jugendschutzaspekten diskutiert.

Die EU selbst hat Leitlinien herausgegeben, die aggressive und manipulative Geschäftspraktiken in Videospielen – einschließlich versteckter Werbung und verhaltensbezogener Verzerrungen – verbieten. Das Thema Lootboxen und deren Einordnung bleibt jedoch Sache der Mitgliedstaaten.

Lootboxen strafrechtlich relevant oder nicht?

Die rechtliche Klassifikation von Lootboxen in Videospielen ist umstritten, insbesondere in Deutschland. Während sie von einigen als potenziell strafbares Glücksspiel betrachtet werden könnten, das ohne behördliche Erlaubnis veranstaltet wird und daher rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen könnte, argumentieren andere, dass sie nicht alle Kriterien eines Glücksspiels erfüllen.

Ein entscheidender Punkt ist, dass Lootboxen immer einen Gegenwert bieten, sei es in Form von Spielinhalten oder anderen digitalen Gütern, auch wenn dieser Wert subjektiv variieren kann. Dies unterscheidet sie von klassischen Glücksspielen, bei denen es ein tatsächliches Verlustrisiko gibt. Darüber hinaus erinnern Lootboxen in ihrer Funktion oft an Sammelkarten oder Überraschungseier. Besonders in Spielen wie FIFA 23 sind diese Boxen ein zentrales Element, und es gibt einen dynamischen spielinternen Markt, auf dem Spieler digitale Inhalte handeln können, was die Grenze zwischen virtuellem Wert und realem Geldwert weiter verwischt.

Zusammenfassung und Ausblick

Deutsches Recht enthält bereits Regelungen, die Lootboxen in Videospielen betreffen, auch wenn diese bisher nicht explizit reguliert sind. Trotz der aktuellen Zurückhaltung der Aufsichts- und Regulierungsbehörden könnte sich dies in Anbetracht der laufenden Diskussionen und gerichtlichen Entscheidungen ändern.

Game-Publisher sollten daher Vorsicht walten lassen, um rechtliche Konsequenzen und negative Auswirkungen von Ermittlungen zu vermeiden. Kernprinzipien für eine gesetzeskonforme Lootbox-Gestaltung sollten Transparenz, Wertigkeit und Fairness sein, die um Präventionsmaßnahmen gegen Betrug, Manipulation und Spielsucht ergänzt werden. Zudem ist es essentiell, den Jugendschutz nicht zu vernachlässigen.

Berücksichtigt man all diese Faktoren, können Ingame-Käufe, Microtransaktionen und auch Lootboxen dazu beitragen, hochwertige Spiele wie Apex Legends weiterhin kostenlos zu halten und durch Spieler und Spielerinnen zu finanzieren, die in Ingame-Inhalte investieren. Solange daraus kein Pay-to-Win-System entsteht, profitieren dann letztendlich alle davon; einschließlich der Entwickler.