Noctua – Passiver NH-P1 CPU-Kühler im Test

Mit dem NH-P1 haben wir heute den ersten und über mehrere Jahre hinweg entwickelten Passivkühler von Noctua im Test, welcher eine CPU mit niedriger bis mittlerer Wärmeabgabe vollständig lautlos und ohne zusätzliche Lüfter kühlen soll.

Welche Details in dem NH-P1 stecken und welche Kühlleistung der neue Kühler von Noctua im passiven und semi-passiven Betrieb liefert, erfahrt ihr in diesem Review.

 

Technische Details:

Sockel-Kompatibilität: Intel LGA2066, LGA2011-0 & LGA2011-3 (Square ILM), LGA1200, LGA1156, LGA1155, LGA1151, LGA1150 & AMD AM2, AM2+, AM3, AM3+, FM1, FM2, FM2+ (Backplate erforderlich), AM4
Höhe (ohne Lüfter): 158 mm
Breite (ohne Lüfter): 154 mm
Tiefe (ohne Lüfter): 152 mm
Gewicht (ohne Lüfter): 1180 g
Material Kupfer (Boden und Heat-Pipes), Aluminium (Kühlrippen), verlötet & vernickelt
NSPR: 42
Max. TDP siehe NSPR
Lüfter-Kompatibilität: 120x120x25
Garantie: 6 Jahre

 

Lieferumfang:

  • NH-P1 Kühlkörper
  • SecuFirm2™+ Montage-Kit
  • NT-H2 High-End Wärmeleitpaste
  • NA-CW1 Reinigungstücher
  • NM-SD1 Schraubendreher
  • Lüfterklammern für optionalen 120mm Lüfter
  • Noctua Case-Badge aus Metall

 

Design und Verarbeitung:

Der NH-P1 wird in einer Verpackung geliefert, deren Design man in der Zwischenzeit von Noctua kennt.
Die OVP ist überwiegend in den Farben Weiß und Braun gehalten. Auf der Vorderseite der OVP ist neben der Produktbezeichnung eine Auflistung der wichtigsten Features sowie dem wichtigsten Lieferumfang zu finden. Eine kurze Beschreibung des Kühlers findet man in gleich neun Sprachen auf der linken Verpackungsseite.

Auf der rechten Verpackungsseite ist eine Auflistung der technischen Details zu finden. Eine Auflistung aller Besonderheiten ist auf der Verpackungsrückseite zu finden.

Innerhalb der Verpackung befindet sich der NH-P1 in einem speziell gefalteten Karton, welcher ungewollte Schläge und Stöße abfangen soll.

Entnimmt man den NH-P1 aus seiner Verpackung, so hat man einen sehr mächtigen CPU-Kühler vor sich stehen, welcher sich deutlich von aktiv belüfteten CPU-Kühlern unterscheidet.

Im Vergleich zu den sonst am Markt befindlichen CPU-Kühlern setzt Noctua bei dem neuen NH-P1 nicht auf viele sehr dünne Kühlfinnen, sondern man hat den riesigen Lamellenblock mit gerade einmal 13 naturbelassenen Aluminiumlamellen ausgestattet.

Die 13 verbauten Aluminiumfinnen haben hierbei eine Stärke von knapp 2 mm und sind mit einem Abstand von 9 mm zueinander auf die sechs Heatpipes aufgeschoben und verlötet.

Mit einem seitlichen Blick auf den Kühler ist zu erkennen, dass die Aluminiumfinnen zur zusätzlichen Stabilisierung jeweils an zwei Stellen ineinander verhakt sind.

Schaut man sich die Aluminiumfinnen sowie die Bereiche, in denen die Finnen ineinander verhakt sind, einmal etwas genauer an, so wird man an diesen Stellen kleine Spuren erkennen, welche von den Stanzwerkzeugen stammen. Diese hätte man zwar durch eine aufgetragene Nickelschicht verstecken können, zugunsten der Kühlleistung hat Noctua jedoch auf alles, was die Wärmeübertragung bei den Kühlfinnen verschlechtern könnte, verzichtet.

Mit einem Blick auf die Stirnseite kann man neben einem eingeprägten Noctua Logo auch 33 rechteckige Aussparungen erkennen. Diese in alle 13 Aluminiumeingelassenen Aussparungen vergrößern die Oberfläche der Kühlfinnen zusätzlich, wodurch gerade im passiven Betrieb, bei welchem die Wärme nur durch die natürlicher Konvektion vom Kühler abgeführt wird, eine bessere Kühlleistung erreicht werden kann.

Zudem kann man aus diesem Betrachtungswinkel auch noch sechs kleine Montagebohrungen erkennen, welche zur Aufnahme der mitgelieferten Lüfterklammern dienen. In Kombination mit einem optional erhältlichen 120-mm-Lüfter kann man den NH-P1 auf diesem Weg in einen aktiv gekühlten oder semi-passiven Kühler verwandeln. Der eingesetzte Lüfter kann hierbei auf einer der beiden Außenseiten oder auf der Oberseite montiert werden.

Schaut man sich den Lamellenblock einmal von der Rückseite an, so kann man schön die c-förmig gebogenen Heatpipes erkennen. Noctua setzt an dieser Stelle auf sechs vernickelte 6-mm-Heatpipes, welche nicht alle auf der gleichen Höhe in den Lamellenblock geführt werden.

Zudem ist aus diesem Betrachtungswinkel schön zu erkennen, dass der Kühler über einen asymmetrischen Aufbau verfügt, bei dem der Lamellenblock nicht zentral über der Bodenplatte verbaut ist.

Mit einem Blick auf die Kühlerunterseite ist schnell zu erkennen, dass die hinteren sechs Kühlfinnen auf einer Breite von knapp 5 cm bis auf die Oberseite der Bodenplatte geführt wurden. Durch diesen Aufbau wird nicht nur eine höhere Stabilität erzielt, sondern auch die Fläche vergrößert, auf welcher die vernickelte Kupferbodenplatte die von der CPU aufgenommene Abwärme an die Kühlfinnen abgeben kann.

Wie wir es in der Zwischenzeit von vielen Kühlern her kennen, wurde die Kontaktfläche der sehr sauber verarbeiteten Bodenplatte leicht konvex ausgeführt, wodurch ein optimaler Kontakt zu den leicht konkaven Heat Spreadern aktueller CPUs erreicht werden kann.

Wie wir es von anderen Kühlern aus dem Hause Noctua kennen, wurde auch an der Bodenplatte des neuen NH-P1 schon der Montageträger des Montage-Kits vorinstalliert. Im Gegensatz zu anderen Consumer-Kühlern kommt hier jedoch nicht das bekannte SecuFirm2™ Montage-Kit zu Einsatz, sondern das noch robustere und Torx-basierte SecuFirm2+™ Montage-System. Um jedermann eine einfache Montage zu ermöglichen, liegt dem Lieferumfang ein passender Torx-Schraubenzieher bei.

Auch wenn man durch die Dicke der eingesetzten Kühlfinnen in Kombination mit dem naturbelassenen Design ganz feine Spuren der während der Produktion eingesetzten Werkzeuge an den Außenseiten der Kühlfinnen erkennen kann, wurde die Verarbeitung des neuen NH-P1 CPU-Kühlers seitens Noctua sehr sauber und hochwertig ausgeführt.

 

Montage:

Der Kühler verfügt über das Torx-basierte SecuFirm2+™ Montage-System. Dieses ermöglicht eine schnelle und dennoch sehr stabile Montage mit einem hohen Anpressdruck. Im Vergleich zu manch anderen Hersteller kommt hierbei jedoch keine Multisockelbackplate zum Einsatz, wodurch bei der Montage auf einem AMD-Mainboard die werksseitig montierte Backplate weitergenutzt wird.

Ist die bei einem Intel 115x / 1200 Sockel benötigte Backplate montiert oder die werksseitigen Montagestege entfernt, kann die jeweilige Backplate mit den passenden Abstandshaltern bestückt werden. Diese werden dann zusammen mit den Metallbügeln aus dem Lieferumfang auf dem Mainboard verschraubt.

Anschließend kann der Kühler auf die mit Wärmeleitpaste bestrichene CPU aufgesetzt werden. Der Kühler wird dann über die zwei Schrauben, welche an den Montageschienen angebracht sind, an den beiden Montageschienen befestigt. Um diese Schrauben problemlos durch die Kühlfinnen erreichen zu können, befindet sich im Lieferumfang ein passender Schraubenzieher.

Für den Fall, dass man den Kühler im semi-passiven Betrieb nutzen möchte, befinden sich im Lieferumfang zwei Metallklammern, mittels welchen man alle gängigen 120-mm-Lüfter an bzw. auf dem NH-P1 montieren kann. Die mitgelieferten Lüfterklammern müssen hierzu nur in die jeweiligen Montagebohrungen gesteckt werden. Im Anschluss lässt sich der gewünschte Lüfter ganz einfach an der jeweiligen Außenseite oder auf der Kühleroberseite montieren.

 

Testsystem:

Als Testsystem kommt neben einem Sockel 1151 Testsystem auch ein aktuelles AM4 Testsystem zum Einsatz, wodurch Nutzer von AMD als auch Intel Systemen einen Überblick über die Leistung auf den jeweiligen Sockeln erhalten. Beide Systeme werden im nicht übertakteten Zustand betrieben.

Das Intel-Testsystem besteht aus diesen Komponenten:

  • ASRock – Z170 Extreme3
  • HyperX – Savage 16 GB Kit 3000 MHz
  • Intel® – Core i7-6700K
  • Zotac – GTX 780 TI AMP Edition

Das AMD-Testsystem besteht aus diesen Komponenten;

  • AMD – Ryzen 1600
  • ASUS – Crosshair VI Hero
  • 2 x 8 GB Corsair Vengeance LPX Black 2666 MHz
  • Zotac – GTX 780 TI AMP Edition

 

Testablauf:

Da es sich bei dem verwendeten Lüfter um einen PWM-Lüfter handelt, welcher seine Geschwindigkeit selbst anpasst, haben wir die PWM-Steuerung während des Tests deaktiviert.

Die Testergebnisse sind bei einer Raumtemperatur von ca. 21 °C (zu Beginn der Testphase gemessen) entstanden. Protokolliert wurde der maximale Mittelwert aller CPU Cores nach einem 30 minütigen Prime95 Stresstest, welchem zum aufwärmen eine Idle time von 45 Minuten voraus ging.

Wir nutzen bei unseren Tests immer die ARCTIC MX-2 Wärmeleitpaste, um auch hier etwaige Schwankungen ausschließen zu können.

Die erreichten Temperaturen sind abhängig von dem genutzten System und können auch auf ähnlichen Systemen abweichen, vor allem, wenn noch eine zusätzliche GPU in dem System verbaut wird. Jedoch lassen sich die Kühler untereinander gut vergleichen, da alle die gleiche Testgrundlage haben.

 

Testergebnis:

Mit einem Blick auf das Testergebnis ist zu erkennen, dass der neue NH-P1 nicht nur mit einem montierten 120-mm-Lüfter die beiden von uns eingesetzten CPUs kühlen konnte, sondern auch ohne einen montierten Lüfter konnte der NH-P1 unseren Test erfolgreich absolvieren. Wo sich der NH-P1 in Kombination mit dem ebenfalls kürzlich erst vorgestellten NF-A12x25 LS-PWM Lüfter im guten Mittelfeld platzieren konnte, reichte es im passiven Betrieb nur für den letzten Platz in unserem Testfeld. Hierbei konnte der Kühler die beiden eingesetzten CPUs vollkommen lautlos auf einer Temperatur halten, welche auch unter voller Auslastung einen ungedrosselten Betrieb ermöglicht.

Neben diesem Testaufbau, welcher auf einem Benchtable und somit unter den besten Voraussetzungen für einen komplett passiven Betrieb stattgefunden hat haben wir beide Testsystem auch in einem Meshify 2 XL verbaut. Um einen passiven Betrieb realisieren zu können, wurden alle werksseitig verbauten Fractal Design Lüfter demontiert.
Neben einem vollständig passiven Betrieb haben wir auch noch einen zusätzlichen Test ausgeführt, bei dem oberhalb des NH-P1 Kühlers ein NF-A12x25 LS-PWM Lüfter am Gehäusedeckel verbaut wurde.

Während der vollständig passiven Nutzung stiegen die Temperaturen beider Testsystem noch einmal deutlich an. Das eingesetzte AMD-Testsystem konnte auch innerhalb des Lüfterlosen Meshify 2 XL ohne ein automatisches heruntertakten unter Volllast betrieben werden. Die ereichte Maximaltemperatur betrug hierbei 89,7 °C. Die in unserem Intel-Testsystem eingesetzte CPU taktete sich hingegen automatisch von 4 GHz auf 3,8 GHz herab. Auf diesem Takt arbeitete die CPU bei einer Load von 100% auf und einer Maximaltemperatur von 93 °C.
In der letzten Testrunde, in welcher der am Gehäusedeckel verbaute NF-A12x25 LS-PWM Lüfter die natürliche Konvektion automatisch ab einer CPU-Auslastung von 70 % unterstützt, lagen die Temperaturen beider Testsysteme etwa 8 °C über den Temperaturen, welche in unserem Test außerhalb eines Gehäuses erreicht wurden.
Bei dem direkten Vergleich muss man jedoch beachten, dass das Testsystem innerhalb des Gehäuses nicht horizontal, sondern vertikal aufgebaut ist, wodurch die ebenfalls im System verbaute Grafikkarte den NH-P1 zusätzlich aufheizt.

Aus diesem Grund sollte man beim Aufbau eines passiven Systems nicht nur einen genaueren Blick auf eine zum NH-P1 kompatible CPU werfen, sondern auch ein Blick auf die seitens Noctua empfohlenen Gehäuse ist sehr lohnenswert.

 

Fazit:

Mit dem NH-D1 hat Noctua nach einer langen Entwicklungsphase einen passiven CPU-Kühler in sein Sortiment aufgenommen, welcher in unserem Test auf ganzer Linie überzeugen konnte. Auch wenn man aufgrund der dicken und unbehandelten Kühlfinnen bei genauerer Betrachtung der Lamellenaußenseiten kleine Spuren der Stanzwerkzeuge erkennen kann, wurde der passive CPU-Kühler sehr sauber verarbeitet. Dank der dicken Kühlfinnen, welche mit einem sehr großen Abstand zueinander auf die sechs vernickelten Heatpipes aufgelötet wurden, kann der neue NH-P1 auch ohne eine aktive Belüftung eine sehr gute Kühlleistung erzielen. Durch diese Eigenschaften kann der mächtige Kühler nicht nur eine Mittelklasse-CPU vollkommen lautlos auf angenehmen Temperaturen halten, sonder auch CPUs, welche oft von Gamern eingesetzt werden, kann der NH-P1 auf einer Temperatur halten, bei welcher sie nicht gedrosselt werden. Für den Fall, dass man eine hitzköpfige CPU einsetzen möchte, besteht die Möglichkeit, den NH-P1 bei einer geringen Geräuschkulisse in einem semi-passiven Betrieb zu nutzen. Der einzige Nachteil des neuen NH-P1 ist in dem recht hohen Verkaufspreis von knapp 110 € 🛒 zu finden.

Wir danken Noctua sehr für die Bereitstellung der Testmusters.

Noctua - Passiver NH-P1 CPU-Kühler

8.7

Kühlleistung

8.0/10

Verarbeitung

9.5/10

Montage

10.0/10

Lautstärke

11.0/10

Modding

5.0/10

Lieferumfang

10.0/10

Preis

7.5/10

Pro

  • Gute Kühlleistung
  • Gute Verarbeitung
  • Einfache und sicher Montage
  • Hohe Kompatibilität
  • Lieferumfang
  • Semi-Passiv-Betrieb möglich

Contra

  • Hoher Preis