Need for Speed Payback

Es geht doch nichts über den Geruch von Nitromethan auf der Viertelmeile oder dem Duft von verbranntem Gummi auf dem Driftkurs. Doch auch wer keine Rennstrecke im Vorgarten hat, kann nun mit Need for Speed Payback seinen Motorsportgelüsten, zumindest virtuell, Befriedigung verschaffen. Denn der neueste Teil der Reihe fand vor Kurzem den Weg in die Regale und vor allem in unseren Test.

Die Entwickler von EA halten mit dem neuen Titel, einer der wohl bekanntesten Spielereihen, an dem alten Need for Speed Prinzip fest. Wie im vorherigen Teil machen wir eine offene Spielewelt unsicher und veredeln unsere Autos optisch und auf dem Datenblatt. Doch wie hat EA Games das genau umgesetzt und ist das neue Need for Speed ein wahres Need for Speed, welches wie viele der älteren Titel Maßstäbe setzt? Diese und noch viele andere Fragen werden wir im folgenden Game-Check beantworten.

Hauptmenü

Bevor wir uns an den Kern des Spiels geben, werfen wir zunächst einen kurzen Blick auf das Hauptmenü. Dieses kommt zwar eher schlicht und ohne viele Spielereien um die Ecke, allerdings ist es dafür übersichtlich und wirkt bis auf die schier endlosen Meldungen von Neuerungen nicht überladen. Wir finden hier neben der unten angeordneten Newszeile zwei darüberbefindliche Hauptschaltflächen, welche uns in den Single oder auch den Multiplayer katapultieren. Des Weiteren sehen wir bereits hier, was ein großer Kritikpunkt an Need for Speed Payback ist. Der Reiter „Store“ verrät es, denn in Payback haben wir leider eine Vielzahl an möglichen Mikrotransaktionen, diese benötigen wir zwar nicht um die Story zu meistern, dennoch empfinden wir es als unangebracht, ein Spiel für über 50 € 🛒 nur durch weitere Zahlungen wirklich komplett zu erhalten.

Doch dazu später mehr. Denn fast so schnell, wie man eine der oben genannten Transaktionen angeboten bekommt, kommt man mit der Escapetaste in das Pausenmenü, wo sich nicht im Hauptmenü auffindbaren, Einstellungen mitsamt vieler anderen Funktionen verstecken. Neben diesen können wir hier unsere Statistiken bewundern, Lieferungen öffnen und unsere im Spiel angefertigten Fotos begutachten.

Ebenso ist es an dieser Stelle möglich, aktuelle Herausforderungen einzusehen, oder in den Multiplayer zu wechseln und mit unseren Freunden die Karte unsicher machen. Sollte es uns zu guter Letzt in den Fingern jucken, herauszufinden wer an diesem Spiel beteiligt war können wir den Entwicklern mit dem Ansehen der Credits unseren Tribut zollen. Alles in allem sind die Menüs, wie bereits gesagt, übersichtlich aufgebaut und zeigen uns alle wichtigen Punkte auf den ersten oder auch zweiten Klick.

Die Rennen

Doch nun genug vom Drumherum, als Nächstes werden wir unsere prüfenden Blicke über die verschiedenen Renntypen schweifen lassen. Hier setzen die Entwickler auf Altbewährtes, von Sprints über Dragrennen auf verschiedenen Straßenbelägen bis hin zu vermeidlichen Verfolgungsjagden ist zwar wieder alles vertreten, jedoch sind nicht alle Renntypen sehr gut gelungen. Was allerdings für Abwechslung und Spaß sorgt, ist die Tatsache, dass wir nicht alle Rennen mit dem gleichen Auto und schon gar nicht mit demselben Fahrer erledigen, denn wir können gleich drei Personen spielen, welche alle ihre eigenen Fachgebiete haben.

Getreu dem Motto Ladies First, fangen wir mit Jessica aka. Jess an. Diese junge Dame hat es Faust dick hinter den Ohren. Mit ihr am Steuer der Fahrzeuge der Runnerklasse, bestreiten wir Fluchten und Verfolgungsjagden. Beziehungsweise sagen wir eher, wir bestreiten das was uns, als solche verkauft werden. Denn die Fluchten und auch die Verfolgungsjagden sind eher schlecht als Recht umgesetzt. Das fahrerische Können ist leider an zweite Stelle gerückt, denn wir müssen schlichtweg bestimmte Wegpunkte erreichen und am Ende verschwinden die Gegner auf magische Weise von der Spielwelt, und zwar bis zum nächsten Event dieses Typs. Wer sich in der freien Welt eine epische Verfolgungsjagd abliefern will, bekommt leider durch die schlichtweg nicht vorhandenen Streifenwagen in der Open World einen Strich durch die Rechnung gezogen.

Es ist zwar traurig das uns in der Open World Karte keine Polizisten erwarten doch unseren nächsten Hauptcharakter freut es. Denn Tyler ist der Mann für die Racer und Dragster im Spiel. Mit ihm bestreiten wir die klassischen Straßen und Dragrennen, welche sich durch die Arcade lastige Steuerung als spaßige Ereignisse herausstellen. Nur die Dragrennen wirken etwas langweilig, was allerdings nicht an der Steuerung bzw. Umsetzung liegt, sondern an dem Dragrennen generell. Die einzige Herausforderung hierbei sind die Rennen, bei welchen wir unseren Dragster durch Kurven und über Hügel jagen müssen. Jedoch wird die Herausforderung wieder gemindert durch die eher dürftige Ausstattung mit KI-Fahrzeugen auf der Karte und in den Events.

Mit dem dritten Charakter ist unser Dreigestirn der Speed Junkies komplett. Denn in den leicht durchgedrehten Mac springen wir sobald es an das Driften und die Rennen abseits des Asphalts geht. Er hätte wohl nicht nur den größten Spaß in der Realität, sondern bietet in unseren Augen auch den größten Spaß im Spiel. Die Offroad Rennen wecken besonders durch die Sprünge unseren Wunsch nach mehr, während die Driftrennen, zwar an der schwammigen Arcade Steuerung zu knabbern haben, aber schlussendlich genau so viel Spaß bieten.

Wer von Zeit zu Zeit eine Pause von der Story haben will, kann bei einer der zahlreichen Nebenaufgaben seine Selbstverwirklichung in Angriff nehmen und z.B. neue Geschwindigkeitsrekorde aufstellen, wozu wir um Unterpunkt „Die Karte“ kommen werden.

Der Fuhrpark

Doch um überhaupt einen der oben beschriebenen Renntypen bestreiten zu können, müssen wir erst mal einen passenden Wagen finden. Dies gestaltet sich erstaunlich leicht. Von Amerikanischen Muscle Cars über Supersportler bis hin zu Klassikern wie einem VW Käfer ist alles in Need for Speed Payback vertreten. Dazu kommt das wir die Autos auch in eher untypischen Verwendungen nutzen können. So fahren wir unseren Porsche 911, welchen wir liebevoll Lissy genannt haben, Offroad und lehren unsere Gegner in Ford F150 und Co. das Fürchten.

Wie es sich für ein Need for Speed gehört, können wir fast alle Autos personalisieren und nach unserem Geschmack optisch verändern. Vorausgesetzt wir sind in der Story weit genug vorangeschritten und haben die Tuningteile, welche wir nutzen wollen, freigeschaltet. Lediglich der Verschönerung des Lacks können wir uns von Anfang an in vollem Umfang widmen. Wer sich nun als unkreativer Spieler sieht, kann auch auf zahlreiche von anderen Spielern erstellte Designs zurückgreifen.

Wie bereits das optische Aufwerten der Karosserie ist das Leistungstuning ein langwieriger Prozess. Hier setzen die Entwickler auf sogenannte Speed-Karten, welche wir nach jedem Rennen erhalten, bei den Händlern kaufen oder auch durch echtes Geld in Lieferungen kaufen können. Dieses System zeigt sich als Manko beim Tuning. Da das Tuning deutliche Auswirkungen auf das Fahrzeug hat, muss besonders das Leistungstuning im Laufe des Spiels einen entscheidenden Punkt auf unserer ToDo-Liste einnehmen. Dies gestaltet sich aber eben durch besagte Karten schwierig, da wir nur zufällige Karten erhalten und erhaltene Karten nur auf dem Fahrzeug nutzen können, womit wir sie erfahren oder gekauft haben. Selbst wenn wir die Karten via Mikrotransaktion kaufen erhalten wir eine zufällige Auswahl. Wer sich nicht bereit erklärt diese Transaktionen zu tätigen ist dazu gezwungen im Laufe des Spiels immer mehr Rennen zu wiederholen, um seine Wagen effektiv zu tunen.

Eine weitere Möglichkeit in der Story voranzuschreiten sind die stillgelegten Autos, welche wir auf der Karte finden können. Diese sind zwar optisch nicht veränderbar, erweisen sich jedoch manchmal als nützlich, um voranzuschreiten. Allerdings muss man sich bewusst machen, dass das nutzen dieser Wagen, wie z.B. dem Pagani Huayra, unsere eigenen Autos auch nicht schneller verbessert. Trotzdem empfinden wir es als nettes Feature, dass uns so die Möglichkeit gegeben wird, schon früh im Spiel solche Supersportler zu bewegen und unser eigen nenne zu dürfen. Für wen das Benutzen dieser Autos keine Option ist, der kann sie auch verkaufen und das Geld in die eigenen Fahrzeuge stecken.

Wem die Personalisierung durch die Optik nicht reicht, dem seien als letzte Chance der noch so kitschigen Individualisierung des fahrbaren Untersatzes, noch diese Punkte ans Herz gelegt. Unter dem Punkt Individualisierung können wir neben der Neon, Nitro und Reifenqualmfarbe auch eine Luftfederung oder Hupe einbauen bzw. verändern. Die hierfür benötigten Karten können wir durch Herausforderungen oder das Kaufen, als Inhalt der Lieferungen erhalten.

Nachdem wir uns nun ein Auto gekauft und es nach Herzenslust verändert haben, steht es nun neben allen anderen Prachtstücken unserer Sammlung in der Garage, oder so ähnlich. Denn die eigentliche Garage umfasst lediglich 5 Stellplätze. Alle anderen Fahrzeuge werden eingelagert und können auf Wunsch des Spielers einen der begehrten Plätze in der echten Garage einnehmen, oder vor einem Event mit dem aktuellen Wagen getauscht werden.

Zusammenfassend hätten wir uns, neben einer größeren repräsentativen Garage, gewünscht das die Entwickler eher ein klassisches auf Teilen basierendes Leistungstuning gewählt hätten und nicht das System mit den Speed Karten. Wir verstehen zwar das versucht wird, die Spieler zu den Mikrotransaktionen im Spiel für bessere bzw. mehr Speed Karten zu drängen, allerdings versaut genau diese Tatsache das Tuning im Spiel bzw. zwingt es uns dazu die Rennen mehrfach zu fahren, was auf der großen Karte mit viel zusätzlicher Fahrerei verbunden ist.

Die Karte

Karte ist auch schon das Stichwort, denn genau diese ist der nächste Punkt auf unserer Agenda. Diese, laut den Entwicklern größte Karte der Serie, bietet auf den ersten Blick eine ausreichend große und abwechslungsreiche Spielwelt. Von der Großstadt über Vororte bis hin zu Gebirgen und Wüste ist alles Vertreten, was das Spielerherz höherschlagen lässt. Bei näherer Betrachtung der ach so großen Welt entdecken wir jedoch einige Mankos.

So ist die Welt durch viele unsichtbare Wände begrenzt und somit nicht vollständig befahr- und erkundbar. Diese Stellen dienen leider nur der Kulisse und nicht der Befriedigung unseres Entdeckersinns. Auch die Lebendigkeit der Karte lässt nicht nur aufgrund der selten anzutreffenden KI zu wünschen übrig, generell wirkt die Karte an manchen Stellen leblos. Um dem entgegenzuwirken und den Spieler bei Laune zu halten, ist die Karte vollgestopft von Nebenaufgaben, die gemeistert und Sammlungen die komplettiert werden wollen.

So stellt sich besonders das Zusammensammeln der Wracks als interessant und abwechslungsreich heraus. Des Weiteren haben wir Tokens zum Sammeln, Werbeschilder zum Zerstören und Miniaufgaben zu meistern. Aber hier bedienen sich die Entwickler, wie bei vielen Punkten, im Regal und warten mit nichts atemberaubend Neuem auf. Trotzdem machen diese Miniaufgaben wie das Zaubern einer Reihe von guten Drifts auf den Asphalt und auch das Sammeln der Objekte Laune und sorgen für den gewissen Spaß abseits der Missionen.

Das Interface

Hier behalten die Entwickler mit den beiden permanente sichtbaren Rundanzeigen das schlichte Design aus dem Hauptmenü bei. So sehen wir links unten die Minimap mit dem integrierten Radar und Navi,

während die rechte Ecke durch den Tacho mit Drehzahl und Nitro Anzeige gefüllt wird. Ab und zu blitzen noch einige Anzeigen, wie z.B. unsere RP-Anzeige, auf dem Bildschirm auf. Diese verschwinden allerdings genauso schnell wieder, wie sie gekommen sind.

Das grafische Erscheinungsbild

Grafisch sieht Need for Speed Payback gewohnt gut aus und bietet kaum einen einen Anlass zur Kritik. Die Texturen wirken meistens detailgetreu und nicht zu überladen. Besonders die Texturen der Autos sind detailreich sowie originalgetreu und lassen so auch den noch so anspruchsvollen Grafikliebhaber nicht unbefriedigt zurück.

Abgerundet wird das Gesamtbild hierbei durch die detailverliebten Effekte. Egal ob es sich um die beim Driften entstehenden Reifenspuren handelt, oder die Staubentwicklung beim Befahren von Offroadstrecken, welche sich ganz nebenbei sehr schön auf das Auto ablegt.

Die Story

All denen, die nicht gespoilert werden wollen, geben wir nun die Möglichkeit, diesen Teil des Tests zu überspringen, in dem wir auf die Story hinter Need for Speed Payback eingehen. Die Story von Need for Speed Payback ist eine klassische Klischee geladene Geschichte von Verrat, Freundschaft und vielem mehr.

Doch um was geht es genau, wollt ihr wissen? Nun ja, in Payback geht es um eine Vierergruppe von Streetracern und Autodieben welche den Cou ihres Lebens durchziehen wollen. Denn Jess, Lina, Mac und natürlich Tyler wollen auf spektakuläre Weise einen Supersportler stehlen. Es kommt jedoch, wie es kommen muss, einer unserer vier Musketiere verrät seine Mitstreiter und klaut den Wagen kurz vor der Beendigung des Jobs. Nachdem einer verwundet und ein anderer im Gefängnis ist, haben wir zunächst einen Cut in der Story. Wir kehren zurück in einer Park Boy Uniform am Steuer eines Aston Martin und uns wird klar, dass wir von ganz oben nach ganz unten gefallen sind. Von der besten Crew der Stadt in einen über die Karte verteilten Haufen von Racern, welche sich zunächst wiederfinden und das Vertrauen zueinander erneut aufbauen müssen. Doch dies werden sie schnell schaffen, da sie ein gemeinsames Ziel haben. Sie wollen die Organisation vernichten, welche die Macht über die Straßenrennen übernommen hat und ein eisernes Regime in Fortune Valley etabliert hat. Diese Organisation heißt “The House” und bildet den Gegenpol zu der aus Jess, Mac und Tyler bestehenden Racergruppe, welche der Organisation die Macht wieder abjagen will.

Fazit

Aus unserer Sicht lässt sich sagen das EA Games mit Need for Speed Payback ein Rennspiel der Mittelklasse geschaffen hat. Die Entwickler haben sich zu oft in ihrer Wahl vergriffen, so sind z.B. die Renntypen nicht nur von der Stange, sie haben sogar den spannenden Teil des fahrerischen Könnens aus den Verfolgungsjagden entfernt. Des Weiteren ist das Tuning mit den Speed-Karten keine optimale Lösung. Doch um auch auf die positiven Punkte zu kommen, muss man die wie immer gute Grafik und besonders die Offroadrennen hervorheben. Diese Rennen heben zwar die Qualität des Spiels, aber alles in allem ist es ein Gleichgewicht aus guten und schlechten Aspekten in vielen Bereichen des Spiels, welches uns zu dieser Entscheidung kommen lässt.
Für die Anfänger der Rennspielbranche ist Need for Speed Payback ein gutes Einstiegsspiel, wahre Fans der nun schon 24 Jahre existierenden Spieleserie, werden mit diesem Titel der Reihe wohl auf kurz oder lang etwas enttäuscht und werden sich dann sicherlich fragen, wo spezielle Elemente, welche die Serie doch von Anfang an ausgemacht haben, geblieben sind.
Sollte euch das Spiel überzeugt haben, könnt ihr es aktuell für einen Preis von ca. 45€ 🛒 erwerben.

Ein besonderer Dank geht an EA Games dafür, dass wir Need for Speed Payback testen durften.

Need for Speed Payback

7.3

Grafik

9.0/10

Sound

9.0/10

Steuerung

7.0/10

Story/Inhalt

7.0/10

Extras

6.0/10

Preis

6.0/10