79,99 Euro. Für ein Videospiel. Kein Steelbook, keine Figur, keine Bonus-DLCs – einfach nur das Grundspiel. Borderlands 4 zieht genau diesen Preis durch. Und das ist längst kein Einzelfall mehr. Es ist die neue Norm in der Welt der Blockbuster-Games. Aber warum eigentlich? Und wie lange geht das noch gut?
Preissteigerung als Standard – ohne echte Diskussion
Vor fünf Jahren war ein Spiel für 60 Euro schon teuer. Heute grinst dich im Store ganz selbstverständlich die 80 an. Ohne, dass es jemanden groß überrascht. Die Publisher haben den Preis klammheimlich hochgeschraubt – mit der PS5-Generation kamen erst 70, jetzt 80 Euro ins Spiel. Und keiner hat ernsthaft nachgefragt, ob das überhaupt gerechtfertigt ist.
Natürlich heißt es dann: Entwicklung sei teurer geworden. Teams seien größer, Engines komplexer, Produktionszeit länger. Klingt erstmal logisch. Aber gleichzeitig packen die gleichen Publisher Mikrotransaktionen, Battle Passes und Editionswahn in ihre Spiele. Wer nicht nur spielen, sondern auch „vollständig“ dabei sein will, ist schnell dreistellig unterwegs.
Was bietet Borderlands 4 dafür?
Gearbox liefert wieder das übliche Spektakel: schrille Figuren, irre Waffen, Koop-Ballerei – alles wie gewohnt. Technisch sicher auf Höhe der Zeit. Aber revolutionär? Überraschend? Anders als Teil 3? Eher nicht. Das Grundrezept bleibt gleich, der Preis steigt. Und damit auch die Skepsis.
Denn irgendwo muss man sich schon fragen: Warum soll man 80 Euro für etwas zahlen, das sich im Kern seit Jahren kaum verändert hat? Klar, es steckt Arbeit drin. Aber gute Arbeit ist nicht automatisch 20 Euro mehr wert. Vor allem, wenn andere Spiele für weniger mehr wagen.
Indie-Studios machen es anders
Nehmen wir Hollow Knight: Silksong. Das Ding wird heiß erwartet, seit Jahren. Und trotzdem bleibt das Entwicklerteam bei seiner Linie: kleiner Preis, keine aufgeblasenen Extras, keine Gier. Der Vorgänger kostete unter 20 Euro – und wurde zigfach gefeiert.
Oder Hades, Stardew Valley, Dead Cells – alles Titel mit überschaubarem Budget, aber riesigem Spielwert. Keine Marketingblasen, keine 12-GB-Patches am Releasetag. Dafür Herzblut, klare Designs und faire Preise.
Was machen eigentlich andere Branchen?
Der Gaming-Markt ist nicht der einzige, der mit Preisen jongliert. Auch in der digitalen Unterhaltung gibt’s längst Gegenbeispiele. Plattformen, die auf niedrige Einstiegshürden setzen – zum Beispiel 5 € Casinos im Test, die mit kleinen Beträgen arbeiten und trotzdem profitabel laufen. Natürlich ist das ein anderes Feld, aber die Logik dahinter ist übertragbar: Geringer Einstiegspreis = niedrigere Hürde = breitere Zielgruppe. Funktioniert im Glücksspiel, funktioniert bei Abo-Modellen – warum nicht auch wieder im Gaming?
Aber stattdessen pumpen viele Publisher ihre Spiele künstlich auf. Deluxe-Editionen, Ultimate-Pässe, Season-Zugänge. Und am Ende bekommt man trotzdem das Gefühl, dass ein Teil des Spiels bewusst zurückgehalten wurde, um ihn später gegen Aufpreis zu verkaufen. Eine Strategie, die sich langsam abnutzt.
Ist das jetzt die Zukunft?
Die entscheidende Frage: Bleibt das jetzt so? Werden wir bald 89,99 Euro auf dem Preisschild sehen – einfach weil man’s kann? Oder bricht das Kartenhaus irgendwann in sich zusammen?
Die Stimmung kippt. Spieler sind nicht mehr so geduldig wie früher. Die Zeiten, in denen man blind vorbestellt hat, sind vorbei. Zu viele Enttäuschungen, zu viele Bugs, zu viele halbgare Versprechen. Wer heute 80 Euro für ein Spiel hinlegt, erwartet mehr als hübsche Grafik.
Und das ist das Problem: Die Entwickler liefern oft solide Technik, aber keine Überraschung. Keine echten Neuerungen, keine Experimente. Lieber kalkuliertes Risiko mit etablierten Marken. Und dann wundert man sich, wenn die Spieler irgendwann sagen: „Nö, danke.“
Warum das nicht ewig so weitergehen kann
Was die Studios offenbar vergessen: Die Leute haben Alternativen. Ein Game Pass kostet 10–15 Euro im Monat. Indie-Spiele boomen. Alte Klassiker werden für kleines Geld aufpoliert. Und viele Spieler gehen einfach dahin, wo sie sich nicht wie wandelnde Geldbörsen fühlen.
Das bedeutet nicht, dass niemand mehr Triple-A-Spiele kaufen will. Aber es bedeutet, dass die Luft dünner wird. Man kann nicht ewig den Preis hochtreiben, ohne dafür auch den Gegenwert zu liefern. Irgendwann ist Schluss.
Die Rechnung wird nicht mehr blind bezahlt
Es ist nicht so, dass niemand mehr bereit ist, gutes Geld für gute Spiele auszugeben. Aber die Grenze verschiebt sich. Wer ein Baldur’s Gate 3 abliefert – vollgepackt, durchdacht, fair gepreist – der bekommt auch Applaus und Verkäufe. Wer aber einfach nur Teil 4, 5 oder 6 einer Serie rausballert und den Preis anzieht, muss sich nicht wundern, wenn die Reaktionen frostig ausfallen.
Borderlands 4 wird sich trotzdem verkaufen. Vielleicht nicht wie früher, aber genug, um die Rechnung für 2K aufgehen zu lassen. Doch langfristig steht die Branche an einem Punkt, an dem sie sich entscheiden muss: Will sie Qualität liefern, die ihren Preis wert ist – oder einfach weiter melken, bis niemand mehr mitmacht?
Denn so, wie es gerade läuft, bleibt der fade Beigeschmack: Du zahlst mehr. Du bekommst dasselbe. Und du darfst dich noch dafür bedanken, dass du überhaupt mitspielen darfst.

Bildquelle: borderlands.2k.com
